Branchenbuch Bottrop?

Der Spam wird nicht alle…

Nun fand ich nach der Aktion mit dem Fachregister neulich erneut einen „Eintragungsantrag“ in meiner Post – diesmal von einer J. Kerler Verlag GmbH in Ingolstadt.

Schon beim Öffnen des Briefes fiel mir einiges aus dem Gesicht, weil der Verlag nämlich schon postgelb mit „Branchenbuch – Bottrop“ aufmacht. Nicht umsonst denkt man da spontan an den Begriff „Gelbe Seiten“, der bekanntlich geschützt ist und für den es entsprechend bekannte Verlage gibt, die Einträge dort bewerben dürfen. Dass dazu der J. Kerler Verlag gehört, wäre mir aktuell neu.


Dennoch möchte ich den Verlag nicht mit den Fachregister-Typen auf eine Stufe stellen, denn immerhin stellt er zwei Dinge deutlich – oder sagen wir, deutlich genug – klar:

Erstens: Der Eintrag kostet Geld. Ordentlich. 99 EUR Monatlich stehen schon mitten auf der Seite erkennbar, im kleiner (aber lesbar) Gedruckten wird es auf 1188 EUR/Jahr konkretisiert – für den „Basiseintrag“ und zzgl. MWSt.

Zweitens: Trotz der sich aufdrängenden Assoziation wird wenigstens auf der Vorderseite und (für den Lesekundigen) gut lesbar darauf hingewiesen, dass man nichts mit Telekom, DeTeMedien, den Gelben Seiten oder wem auch immer zu tun habe. Hübsch.

Das war’s aber dann auch. Und da das Holzauge ja wachsam ist, analysieren wir mal, was man uns da anbieten will.

Offenbar geht es – mal wieder – um einen Eintrag in einem Online-Verzeichnis. Das muss ja per se erst einmal nichts ganz Schlechtes sein – schließlich ist man auch auf sozialen Plattformen vertreten und Telefonbuch und die schon erwähnten farbigen Seiten sind auch nicht mehr auf die Papierform beschränkt. Aber gerade da ist das Problem: Wenn man auf zuvielen Plattformen eingetragen ist, wer hält den ganzen Ramsch aktuell und wer garantiert einem, wann man wo gefunden wird? Das Sprichwort vom Wald und den Bäumen liegt nahe.

Tatsächlich nennt sich das bezogene Verzeichnis in diesem Fall (und ich verzichte bewusst auf die Kapselung als Link) www.branchenbuch-bottrop.de. Das wäre von der Namensgebung fast noch sinnhaft, doch so richtig „catchy“ ist die Adresse dann nicht. Naja, wir sehen mal nach.

Der Verlag hat sich dann doch immerhin soviel Arbeit gemacht, auf der Splashpage ein paar allgemein bekannte Fakten über Bottrop zu deponieren – für ein passendes Foto hat’s dann schon nicht mehr gereicht – vermutlich kommt das erst, wenn genügend zahlende Kunden da sind, damit die dann nicht behaupten können, sie bekämen nichts geboten.

Analog zum bereits erwähnten Fall habe ich dann erst einmal gecheckt, was die denn über mich anzeigen wenn ich mich suche. Oh – Klasse – genau wie die zugesandte „Antragsseite“ impliziert, bin ich nicht mit einer Branche erfasst, werde also bei der Branchensuche nicht gefunden. Darüberhinaus haben sie mich mit einem Firmennamen erfasst, den ich gar nicht mehr führe (weil das entsprechende Gewerbe lange abgemeldet ist) und um dem Fass die Krone ins Gesicht zu hauen, ist als Telefonnummer eine solche hinterlegt, die ich als VoIP-Nummer von einem bekannten DSL-Anbieter zugeteilt bekam – man darf munter spekulieren, wo die wohl ihre Datenbestände einkaufen (mal davon abgesehen, dass der Kauf wenig aktuell war, denn auch dort war die Änderung der Firma bekannt und der Vertrag ist längst ausgelaufen!). Nunja, nichts wirklich Neues bislang.

Interessant ist, dass offenbar ein sehr umfangreicher, leider jedoch nur begrenzt nach Branchen zugeordneter Datenbestand online ist. Ich kann nicht beurteilen, ob eine Branchenzuordnung nur für tatsächlich zahlende Kunden erfolgt, aber angesichts der Aktualität meines eigenen Eintrags halte ich das Verzeichnis ohnehin für wenig aussagekräftig – und die rückseitig detaillierte Begründung für die Bepreisung des Eintrags mit „Webmarketing, Lizenzgebühren, Hochleistungsservern sowie Mieten für Informatikzentren“ macht mich schmunzeln.

Nach soviel Eigenrecherche (ich bin echt zu neugierig) muss dann doch noch geprüft werden, ob sich nicht schon jemand anders hiermit befasst hat. Es hat. Die Suche auf meiner Lieblingssuchmaschine bedurfte neben „Branchenbuch“ und „Kerler“ nur eines weiteren Schlagwortes, um an erster Stelle diesen schönen Artikel zum Thema auszuwerfen.

Auf sowas kann ich gar nicht – deswegen dieser zusätzliche Artikel und die Hoffnung, dass alle Empfänger des Schreibens lesen und sich selbst ein Bild über die angebotene „Leistung“ machen können. Natürlich werde ich so etwas niemals unterschreiben – das Porto für derartige Werbesendungen ist also allemal verbrannt.

Wir merken uns: Wer per Brief die Bestätigung für einen Eintrag in ein Internet-Verzeichnis „erbittet“, will immer und viel Geld dafür! Die Gegenleistung mag sich für den unbedarften Leser teilweise sogar imposant anhören – allein, sie ist es in der Regel nicht. Aus dem Vertrag – einmal unterschrieben – kommt man dennoch eher schlecht wieder raus, und das schonmal grade, je seriöser aufgemacht das Angebot daherkommt. Scheinbar muss sich das Ganze immer noch lohnen – sonst würden es nicht so viele versuchen. Tatsächlich ist das Geld in eine einigermaßen brauchbar aufgemachte eigene Homepage (und da gibt es für das gleiche Geld schon richtig tolle Sachen!) 100mal besser investiert.

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