Die Welt ist… …gar nicht mal so übel!

Na das ist doch mal eine gute Nachricht:

Unsere Welt ist besser als wir das gemeinhin wahrhaben wollen.

So schreibt’s zumindest der Focus und hat auch nicht unerhebliche statistische Belege dafür – und wenn ich mir diese mal so zu Gemüte führe und es mit dem vergleiche, was mir über die Jahre hinweg so aufgefallen ist, so haben sie zumindest mit einem garantiert Recht: Bislang ist keine der düstersten Vorhersagen eingetroffen.

Natürlich kann man darüber streiten, ob vieles einfach nur deshalb nicht so schlimm gekommen ist, weil irgendjemand auf die Warnungen gehört und sich „besser“ verhalten hat. Aber mal ganz ehrlich – so recht glauben können wir es bei der generellen Dynamik des „warum selbst bewegen wenn es die anderen auch nicht tun?“ dann doch nicht, oder?

Wenn ich’s mal für mich bei Licht betrachte, schreibe ich vieles der positiven Entwicklungen der letzten Jahre dann doch dem vielgescholtenen technischen Fortschritt zu – denn auch der ist besser als sein Ruf. Zwar führt auch der in unserer „Industriegesellschaft“ eher weg vom „Industriearbeitsplatz“ hin zum „Schreibtischtäter“, aber damit können wir – so denke ich – ganz gut umgehen. Wenige werden wohl der tatsächlichen schweren, gesundheitsschädlichen und schmutzigen Arbeit früherer Jahre hinterhertrauern – sicherlich gibt es begleitende Umstände, um deren Verlust es aus gesellschaftlicher oder persönlicher Sicht schade sein könnte, aber wenn jemand heute nach einem Arbeitsleben noch in relativ guter Verfassung seinen Ruhestand genießen kann, so war das noch vor wenigen Jahren alles andere als selbstverständlich. Auch wenn das für „unsere Generation“ bedeutet, länger zu arbeiten, mehr in die Rentenkassen einzuzahlen und vermutlich später weniger rauszukriegen. Umsonst gibt’s nichts… (naja eins vielleicht, aber da wollen wir bei einem Artikel über das Gute in der Welt mal nicht dran denken)

Ich weiß noch gut, wie meinem ersten eigenen Auto ein frühes Ende nicht nur durch Schwarzschlamm sondern insbesondere durch Einführung bleifreien Benzins und des Katalysators bereitet wurde. Damals sprach alles vom Waldsterben und selbst Nachbars Fichtenhecke wirkte irgendwie gespenstisch gelb. Erstaunlich nur, dass dieselbe Hecke heute immer noch steht (und wieder grün ist), und dass auch ansonsten einige der einstmals grauen Ruhrgebietsstädte heute mit Baumbeständen protzen können, die ausländische Besucher nur schwer glauben wollen („This is the Ruhrgebiet? They told me all is grey and dirty here…“) – Ja sicher, dazwischen lagen schmerzhafte Schließungen, Millionen von Arbeitslosen und ein kompletter Strukturwandel – aber ist das rückwirkend betrachtet schlecht gewesen?

Vermutlich würden sich viele der früheren finsteren Prophezeihungen problemlos und sogar extremer als gedacht erfüllt haben, wenn nicht der stetige Drang nach Wohlstand auch die ach so böse Technik massiv vorangebracht hätte. Wäre kein Geld drin, hätte kaum ein Industriezweig ein Interesse daran, besonders ressourcenschonende Produkte herzustellen, und wenn eine Gesellschaft wie die unsere schon alles besitzt, muss man zur Neuanschaffung eine Menge Anreize schaffen. Diese Dynamik scheint zu funktionieren.

Und ja, angesichts von globaler Erwärmung, Terroranschlägen, Naturkatastrophen, Gewalt und was-weiß-ich-noch-alles in den Medien könnte man schonmal in Trübsal ausbrechen. Aber ist der eigentliche Fluch nicht auch, dass wir heute über alles viel besser und unmittelbarer informiert werden? Und ist dieser Fluch nicht zu einem guten Teil auch ein Segen, weil wir eben viel besser über die Welt um uns herum Bescheid wissen?

Paradox ist es allemal – wir wissen soviel über unsere Welt, dass sie uns irgendwie schlecht rüberkommt. Wir wissen anscheinend nicht genug um zu erkennen, wie gut sie in vielem ist – und dass wir das durchaus sogar selbst beeinflusst haben.

So schnell geht die Welt nicht unter – Apfelbäumchen pflanzen und an die Zukunft glauben darf ruhig Konjunktur haben!

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Spendenquittung

Da mach ich meinen allmorgendlichen Check auf Spiegel Online, und was muss ich da lesen?
Unsere herzallerliebsten Verbündeten kassieren bei Projektspenden für Afghanistan „Verwaltungsgebühren“. Hallo?

Um das Ganze ins passende Licht zu rücken – aufgeflogen ist das wohl für die breite Öffentlichkeit nur dank der WikiLeaks Veröffentlichungen der letzten Tage. Es ist jetzt nicht so, dass unsere Regierung davon keinen Wind bekommen hätte – eher im Gegentum, sie haben das den Amerikanern sogar – wenn ich die diplomatische Rumeierei mal richtig werte – ziemlich direkt angegangen, bis hin zu der schon beachtlichen Einlassung, dass man sich das in diesem Fall wohl zukünftig mit Spenden etwas schwerer machen müsse (der tatsächliche Wortlaut ist noch schöner, aber ich mag hier nicht abkupfern).

Das passt gerade zu dieser Jahreszeit schön in ein Thema, was meine Lieblings-Blog-Kollegin Suriel letztens hatte: Spenden, warum und an wen?

Ich bekomme bei sogenannten oder auch tatsächlichen Hilfsorganisationen regelmäßig Plaque wenn mir Details über Verwaltungskosten und Werbeaufwendungen bekannt werden. Erfahre ich zu schlimme Zahlen, wandert so eine Organisation auch schonmal gern auf meine „Hier-spende-ich-garantiert-niemals“-Liste. Ich zahl schon Steuern für mein Geld, da muss der Teil, den ich für gute Zwecke abgeben möchte, nicht auch noch unangemessen dezimiert werden.

Im vorliegenden Fall sind aber 50 Millionen Euro – alles andere als ein Taschengeld – für Projekte zum Aufbau der Afghanischen Armee „gespendet“ worden. Gut, das war jetzt eine „Spende“ der Bundesrepublik und damit der deutschen Steuerzahler – aber das macht’s eigentlich nur noch schlimmer, denn natürlich sind diese Beträge dann bereits bereinigt um die Millionen von Euro, die landesintern schon für das Einsammeln und Verwalten der Steuergelder verbraten werden.

Im übrigen sollten die Mittel offenbar bestimmten Projekten zufließen, wurden aber über einen von den USA unterhaltenen Fonds transferiert – und da legten sie dann erst einmal Winterschlaf ein, was sich besagter Fonds mit locker-flockigen 15% vergüten ließ. Das Ganze ist auch noch – so zitiert der Spiegel – unter Berufung auf das US-amerikanische Haushaltsrecht geschehen, somit völlig legal und „man könne da nichts machen, sorry“. Abkassieren im Namen des Gesetzes.

Da fragt man sich als Normalbürger, dem ein solcher Betrag die Tränen in die Augen treibt, warum die Bundesregierung nicht einfach hergeht und einen eigenen Fonds auflegt. Am besten gleich unter Schaffung eines passenden Haushaltsrechts, so dass wir dann auch gleich von Fremdmitteln 15% Gebühren einbehalten können. Ich will gar nicht wissen, für welche fragwürdigen Zwecke diese Gebühren dann haushaltsintern wieder verplant würden bzw. im US-Fall wurden.

Es war mir immer schon klar, dass bei diesen „Großprojekten“ der Befriedung „instabiler Staaten“ unglaublich viel gemauschelt wird und im Argen liegt. Aber dieser Vorfall schlägt dem Faß glatt wieder die Krone ins Gesicht!

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Post vom Fachregister!

Davon gelesen hatte ich ja schon – aber nun hab ich’s auch schwarz auf weiß – naja, Umweltpapierweiß 😉

Eigentlich lasse ich meine gewerbliche Tätigkeit hier ja außen vor – aber die Jungs vom sogenannten „Fachregister Wirtschaft und Unternehmen“ haben mies recherchiert (genauer: veraltete Adressbestände aufgekauft) – also kann ich ja dann doch:

Wer von besagtem Fachregister noch nicht gehört hat, vor denen wird seit Wochen allerorten gewarnt, die prominentesten Google-Ergebnisse dazu stehen deutlich vor dem von ihnen beworbenen Internetregister – das sagt schon alles.

Aber der Reihe nach – als ich den Brief in den Händen hielt, sah ich zunächst den „Infopost“ Stempel auf dem Fensterumschlag und das Umweltgrau von Umschlag und Inhalt. „Aha, bestimmt wieder so einer der auf wichtig macht…“ (Behördenbriefe sind mittlerweile fast durchgängig auf Umweltpapier – Anm. d. Red.) Und richtig, der „Briefkopf“ beschränkt sich auf die Worte „Fachregister Wirtschaft und Unternehmen“ – sonst nichts. Weitere Details über den „Absender“ erfährt man in einer lapidaren Fußzeile, wo es heißt: „United Lda – Av. Joao Crisostomo 38 – P-1050-127 Lissabon – Fon 00351 211148777 – Fax 00351 211148755 – www.registerwu.de – NIPC: 508829402“

Immerhin ist die Anschrift einigermaßen konsistent (Adresse und Ländervorwahl passen zusammen), aber was bitte macht ein solches, auf „offiziell“ getrimmtes Register mit einer Firmenanschrift in Portugal? Aber wir sind ja noch nicht fertig. Es heißt im Text: „Hiermit erfolgt die turnusmässige Kontrolle der gespeicherten Grunddaten Ihres Unternehmens.“ (Ein Feld im Briefkopf mit „letzte Datenkontrolle“ soll suggerieren, dass die das schonmal gemacht haben. Hätten sie’s, wüssten sie was falsch ist – das bezogene Unternehmen gab’s damals schon nicht mehr und Post von diesem Laden habe ich noch nie bekommen. Hübsch.

„Ihre Grunddaten werden kostenfrei veröffentlicht.“ Na das wollen wir mal sehen – es gibt ja ’ne URL. Also mal spontan dort recherchiert und ich stehe nicht drin! Aber was ist das – 14 Einträge aus meiner Stadt, dem Namen nach nicht wirklich branchenpassend. Die werden doch nicht allen ernstes geantwortet haben? Vielleicht sollte ich mal Beileidskarten drucken…

Ach ja: „Sollte eine rechtzeitige Gültigkeitsbestätigung ausbleiben, könnten Ihre Daten beim nächsten Kontrolllauf gestrichen werden.“ – Na ich bitte darum, am besten gleich aus dem Postverteiler. Aber ich werd den Teufel tun, das schriftlich zu machen, denn die zweite Seite des „Kontrollbriefes“ hat es in sich – ich liebe Formulare!

Schön ist der offizielle Charakter auch dieses Formulars. Dagegen wirkte das Ding, was ich für mein bestehendes Gewerbe letzthin von der Creditreform bekam, geradezu primitiv (vier Seiten im schönsten Schreibmaschinendesign) – das aber hatte wenigstens Hand und Fuß und die Aktualisierung der Daten in einem freundlichen Telefongespräch war kostenlos und ohne Verpflichtungen. Soll einfach mal erwähnt sein.

Schaut man sich besagtes Formular gut an, fallen zwei Dinge auf: Am Ende ist ein Feld für Datum, Firmenstempel und Unterschrift und – vor diesem Feld befindet sich ein dicht beschriebener Absatz mit scheinbar unwichtigen und unauffälligen Informationen. Kramen wir mal die Lesehilfe raus:

1. Wort: Auftrag. He, hallo? Geht’s noch? Ich soll doch nur Daten kontrollieren und aktualisieren. Wer hat was von Auftrag gesagt?

„Wir erteilen hiermit dem Verlag United Lda den Auftrag…“ (schon wieder Auftrag – und wieso Verlag? Eben war’s noch ein Fachregister…) „…die auf diesem Formular gemachten Angaben … während der nächsten 3 Jahre (!!!) als Anzeige (!!!) auf … zu publizieren.“ Drei Jahre – die machen nix Kleines hier… immerhin gibt’s ein Widerrufsrecht, und zwar 10 Tage ab Auftragsdatum (implizieren wir mal das Datum was unten eingetragen werden soll), natürlich hat der Widerruf gefälligst als Einschreiben zu erfolgen. Sie hätten noch „mit Rückschein“ dabei schreiben sollen – das will man nämlich als Beleg gewiss haben, anderenfalls droht nämlich „Die Kosten für die Anzeige betragen Euro 1011 p.a. exkl. MwSt….“ (hmm, der Laden sitzt in Portugal, und für solche Leistungen können die m.W. innergemeinschaftlich nicht mal MwSt. erheben – ich mag mich täuschen). 1011 Euro für praktisch nichts – naja einen Eintrag auf einer nett neutral gestalteten und inhaltlich eher wertlosen Webseite gibt’s dann schon, aber was will ich damit?

Hat man vorab über das Fachregister recherchiert, wird schon aufgefallen sein, dass der „Verlag“ dahinter offenbar auch nicht besonders identitätsstabil ist – jedenfalls räumen sie sich vorsichtshalber das Recht ein, „diesen Vertrag auf Dritte“ übertragen zu dürfen. Könnte ja sein dass man seine Einnahmequelle spontan vererben muss. Natürlich ist „Gerichtsstand der jeweilige Sitz des Verlages“ – und wenn das dann in irgendeiner Bananenrepublik oder am Südpol ist – Problem des „Kunden“. Man hat’s ja blanko unterschrieben. Um um die Rücksendung zu motivieren, ist sogar noch ein Antwortumschlag mit (oh Wunder, es gibt was umsonst) „Entgelt zahlt Empfänger“ beigefügt. Dieser geht übrigens nicht nach Portugal (dann ginge es nicht mit einem Antwort-Aufdruck der Deutschen Post) sondern nach Niederaula. Postfachadresse natürlich, und als „Firmenname“ nur „Fachregister“. Vertrauenerweckend.

Bei soviel Frechheit auf einen Haufen wird mir immer gleich ganz blümerant. Das Geschäftsmodell – wenn man es denn so nennen mag – ist aber auch ein ganz einfaches:

So ein Brief kostet im Massendruck ca. 20 Cent incl. beider Umschläge. Infopost dürfte bei dergleichen Massenversand bei 25 Cent pro Brief liegen, rechnen wir also mal großzügig 50 Cent pro Brief. Fällt jemand auf die Kiste herein, sind das spontan 3033 Euro (Gesamtsumme für drei Jahre) Umsatz. Ab gehen noch die Kosten für das Antwortporto (wird vermutlich bei den allgemein üblichen 55 Cent liegen) – und die sicherlich vergleichsweise horrenden Kosten für die dann tatsächlich notwendige Erfassung der Daten in besagtem Register. Datentypisten machen sowas im Akkord für kleinstes Geld. Evtl. auch das in Portugal, oder sogar in einer der erwähnten Bananenrepubliken – bloss nicht zuviel Gewinn verschleudern, den man in die eigene Tasche stecken könnte.

Bei geschätzten Gesamtkosten (incl. Erfassung) von 1,50 EUR pro erfolgreichem Brief macht das 3031,50 Euro Schnitt. Wahrlich beeindruckend. Gehen wir von nur einer Jahresgebühr aus, sind’s immer noch 1009,50 EUR. Da die anderen Briefe vermutlich erfolglos waren, braucht also nur einer von 2020 (!) Angeschriebenen reagieren damit die Sache +- Null aufgeht. Wow. Mein Gefühl sagt mir, deren Quote ist besser 🙁

Aber wie sage ich immer: „Glauben Sie ja nicht, wen Sie vor sich haben…“ – Wer sagt denn, dass in „Antwort“-Umschlägen immer die erwartete „Antwort“ drin sein muss? Was drinsteckt, sieht man ja erst beim Öffnen, und da hat man die Antwort-Gebühr schon entrichtet. Ich muss den Gedanken, der mich umtreibt (und auf den ich vermutlich weder als einziger noch als erster komme), nicht zuende formulieren, oder?

Übrigens, a propos schwarze Gedanken: Das Impressum der Webseite ist auch unvollständig. Die haben ’ne .de-Domain und ein Postfach, unter dem sie die Antworten auf ihre Abzocke sammeln. Da wär doch mal ’ne Abmahnung fällig? Oder gleich ab an’s Reality-TV? (Was Hartnäckigkeit angeht, ist mir Akte regelrecht sympathisch…)

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Wetterfühlig

Mann, ist das nervig.

Wir haben – zumindest kalendarisch – Herbst, und draußen ist es weiß. Das braucht doch kein Mensch. (Ich kann das jetzt hier schreiben, denn wir leben in einer Demokratie und meine Kinder lesen grad nicht mit 😉 )

Für heute nacht hat der Wetterbericht sogar erstmals zweistellige Minusgrade angekündigt. Das erinnert mich mal wieder an mein Reizthema Energiesparen… ich war nämlich gestern abend noch kurz aushäusig und hatte mal wieder das zweifelhafte Vergnügen, an reihenweise Häusern vorbeizukommen, bei denen vor schönster Festbeleuchtung die Fenster auf Kipp standen!

In Zeiten schimmelfreundlich abgedichteter ENEV-Gebäude ist regelmäßiges Lüften zwar grundsätzlich wichtig, aber es ist schon erschütternd, dass trotz öffentlicher und auch zweifelsfrei persönlicher Information sowie den zahllosen Berichten zum Thema im „Reality-TV“ das Gespenst des „Dauerkipplüfters“ immer noch umgeht.

Wir haben da auch so einen Spezialisten als Mieter. Seit Jahren versteht er es, seine Wohnung auf kuschelige 24-25 Grad zu heizen, ist der erste, der schreit, wenn die Heizung zu spät anspringt… …und hat die drei straßenseitigen Fenster seiner Behausung grundsätzlich gekippt (könnte ja zu warm werden!). Sowas kannte ich vordem nur in Berichten aus Russland, wo es ansatzweise Tradition zu sein scheint, die Temperatur in der hochgeheizten Bude über kleine Fensterklappen zu regulieren. Energetisch Wahnsinn, aber in einem Land, in dem Heizkörperthermostate vermutlich höchstens als Exportartikel für den Klassenfeind produziert wurden, zumindest historisch nachvollziehbar (als wir noch Klassenfeinde waren gab’s hier auch noch keine ENEV – die Bausünden der Zeit sind Legende…).

Besonders spaßig wird’s dann immer im März wenn die Heizkostenabrechnung auf den Tisch kommt. Unser „Kipplüfter“ freut sich dann nämlich jedesmal einen Wolf, dass er den absoluten Vogel abschießt mit seiner Nachzahlung. Trotzdem ist er 100% beratungsresistent. Es ist ein Glück, dass es nutzungsabhängige Heizkostenabrechnungen gibt (die allseits berühmt-berüchtigten „Messröhrchen“) – bei rein qm-abhängiger Umlage hätte er vermutlich sonst längst massive Probleme mit seinen Nachbarn.

Bei uns selbst stellt sich das Problem zum Glück nicht – das empfohlene „Stoßlüften“ ist ohnehin das einzige, was kontrolliert umsetzbar ist, wenn man tagsüber arbeiten muss, ist doch die Kippstellung die einzige „Eintrittskarte“ bei Fenstern mit modernen Beschlägen – und Besuch nehmen wir dann doch lieber persönlich in Empfang…

Noch etwas fördert das aktuelle Wetter zu Tage, und das nervt mich nicht minder: In der Gegend wurden in den letzten Monaten (und dank kommender Förderprogramme wohl in Bälde noch viel mehr) reihenweise ältere Häuser mit neuer Fassadendämmung zugekleistert. Diese Dämmung mag grundsätzlich ihre Rechtfertigung haben, schließlich will man sich den Wohnraum aufheizen und nicht die Außenanlagen. Wenn aber die Dämmung auf ansonsten völlig intakte und in zweischaliger Ziegelbauweise hochgezogene Altbauten aufgebracht wird, ist das nicht nur ästhetisch fragwürdig. So richtig problematisch wird’s aber, wenn ich dann sehe, dass diese teilweise nur wenige Monate alten Dämmungen überdeutliche Feuchtigkeitsflecken bis hin zu grau-schwarzen Stockflecken entwickeln. Da denke ich an das Beispiel des nassen Pullovers und wie toll der bei Minusgraden wärmen muss.

Ich werde nichts Negatives über moderne und fachgerecht ausgeführte Passivhäuser verlieren – zwar ist mir das Konzept des praktisch luftdichten Wohncontainers mit gelegentlich richtig raffinierten Be- und Entlüftungskonzepten noch immer ein wenig suspekt, aber es kann offenbar gut funktionieren und spart dann auch unglaubliche Mengen Energie ein – was ich immer toll finde. Mir fehlt aber die „Seele“ eines älteren Hauses, und die alten Hütten haben nunmal das Problem, dass man sie nicht so dicht bekommt, wie das für ein Passivhaus erforderlich wäre – und falls es doch klappt, so ist soviel altes Baumaterial drin, dass der Feuchtigkeitshaushalt nur sehr schwer kontrollierbar wird. Vom Beinahe-Passivhaus bis zum Schimmelbunker ist es dann nur noch ein ganz kleiner Schritt.

Also bleib ich bei der Politik der kleinen Schritte – Brennwerttechnik und Solarunterstützung haben wir, die Fenster entsprechen rundum der ENEV, und für die wohlige Atmosphäre gibt’s auch die Option der Holzfeuerung (Stichwort „Smokey Joe“ – wobei hier keiner raucht, nicht mal der Ofen besonders stark…). Die Mauern aber dürfen weiter atmen, zumindest solange wir nicht Zeit und Geld hatten, den Keller freizulegen und zu isolieren. Das ist nämlich der Haken bei 30er-Jahre-Bauweise – mit Glück hat man damals schon von sowas wie Bitumen-Anstrichen gehört, aber nach 70-80 Jahren und der einen oder anderen Bergsenkung können die Elemente da nur müde drüber lächeln.

Hätte ich Zeit – wieder das schlimme Wort! – würde ich als nächstes gern ca. 120qm Dämmstoff in die noch offenen Dachflächen einbringen – das würde zweifelsfrei auch nochmal was reißen. In Fenster- oder Türennähe werden sich trotzdem immer sanfte Luftzüge zeigen. Solange das so bleibt, haben die Sporen jedenfalls keine Schnitte…

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Leckgeschlagen…

…ist ja dieser Tage so einiges, ganz aktuell aber wohl die US-amerikanische Außenpolitik.

Dabei war die ganze Sache doch absehbar. Im Prinzip ist das, was sich da gerade vor den Augen der Welt abspielt, nichts anderes als ein riesiges Sandkastenspiel. Du haust mir eine runter, also schmeiss ich Dir Sand in die Augen. Du hast mich geschubst, also zertrampel ich Deine Sandburg. Klasse.

Es ist sogar völlig unerheblich, wer mit dem Spiel angefangen hat (ist es bei Kindern auch), spannender ist die Frage, wie mit dem offenkundigen Konflikt umgegangen wird.

Eine Weltmacht wie die USA, die noch dazu geradezu paranoid ist, was eigene Sicherheitsbelange betrifft, müsste sich angesichts schwerwiegender Informationslecks eigentlich erst einmal ganz intensiv mit den Ursachen dieser Lecks und den Inhalten der bekanntgewordenen, angeblich geheimen Informationen auseinandersetzen. Nicht so jedoch in diesem Fall. Anstelle einer vorrangigen Befassung mit den eigenen Problemen wird zunächst einmal massiv auf den „Whistleblower“ geschossen – und das aus allen Rohren, einschließlich ausgesprochen schmutziger solcher.

Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich maße mir weder an, die heute weltweit in der Presse angeprangerte Weltsicht der USA zu beurteilen, noch ob Julian Assange zu recht oder nur willkürlich strafrechtlich verfolgt wird. Mir geht es um die höhere Ebene:

Einerseits begrüße ich, dass jemand, der von undichten Stellen in Regierungsorganisationen Kenntnis erlangt, dies publik macht. Man kann dies sicher auf sehr unterschiedliche Weise tun, genau wie das auch z.B. bei den allfälligen Sicherheitslücken von Software geschieht. Der eine schickt dem Betroffenen eine Warnung und sagt „Hey, ich würd mal da und da checken…“, der andere sagt sich „Das bringt ja sowieso nichts, hier muss ich das ganz große Fass aufmachen…“ – und dazwischen gibt’s eine Menge feine Nuancen. Ob WikiLeaks hier den Pfad der Tugend beschritten oder gefährlich am Abgrund agiert hat wird wohl nur die Zeit zeigen können.

Andererseits muss sich die im aktuellen Fall betroffene US-Regierung die Frage gefallen lassen, wie sehr sie ihrem eigenen Anspruch an Ethik und Moral gerecht wird. Wenn ich ein Problem mit der Vorstellung habe, meine hinter vorgehaltener Hand geäußerte Meinung über irgendjemanden könnte mir schweren Schaden zufügen, wenn sie denn jemals publik wird – dann bin ich gut beraten, schlicht und einfach den Mund zu halten. Nichts verbreitet sich schneller als eine Information, die als „geheim“ eingestuft ist und dann irgendwo durchsickert – das ist die Natur des Menschen und die ändert auch keine selbsternannte oder anerkannte Weltmacht.

Um zum Sandkastenspiel zurückzukommen: Als bekannt wurde, dass WikiLeaks über Informationen verfügt oder an Informationen zu kommen weiß, die dann vielleicht doch besser geheim gehalten würden, hätte der Eigentümer der Information vielleicht mal strategische Gespräche führen können. Ich sträube mich einfach dagegen, WikiLeaks pauschal soviel kriminelle Energie zu unterstellen, dass sie die erfahrenen Geheimnisse in jedem Fall vollumfänglich publik gemacht hätten, selbst wenn man auf sachlicher Ebene Gespräche gesucht hätte. Stattdessen wurde massiv gegen die Plattform vorgegangen, und der Selbstverteidigungsreflex führte zu weiteren Enthüllungen – die Eskalation ist bestimmt noch nicht abgeschlossen.

Wie peinlich es potenziell für die Amerikaner kommen könnte, das haben ja schon die diplomatischen Vorwarnungen der letzten Tage gezeigt – da suchte man bereits das Gespräch mit befreundeten Regierungen a la „es könnte sein dass Euch da jemand was steckt was Ihr so nicht von uns gedacht hättet“. Der Witz ist bloss – ich bezweifle, dass die das alle wirklich nicht gedacht hätten. Herr Berlusconi, den man ja sonst nicht unbedingt geneigt ist, besonders ernst zu nehmen, macht jedenfalls fröhlich Witze über das, was da so ans Licht kam. Vermutlich sind die meisten betroffenen Regierungen – sofern sie dazu ansatzweise fähig sind – gut beraten, hier Humor walten zu lassen. Im übrigen traue ich Politikern zu, dass die alle gleich ticken und keiner am anderen ein gutes Haar lässt wenn nur die Gesellschaft (und im Zweifel der Alkoholpegel) stimmt.

Am Ende ist die ganze Affäre vielleicht für eins gut: Sie zeigt uns überdeutlich, in welch einer vergleichsweise doch glücklichen Zeit wir leben. Noch vor zwei Generationen wäre eine derartige „Enthüllung“ diplomatischer Intimitäten für Waffengänge gut gewesen. Heute gibt’s gerötete Wangen und wenn wir Glück haben vielleicht den einen oder anderen überfälligen Rücktritt (wobei ich daran erst glaube, wenn er in den Nachrichten steht) – aber das war’s dann auch schon. Der einzige Diktator, der sich aktuell provoziert fühlen könnte, dürfte durch dieses Leck nicht wirklich Neues über sich erfahren haben und spielt ja aktuell ohnehin schon fleißig mit dem Feuer – für seinen ganz persönlichen Krisenherd konnte es also auch nicht schlimmer werden.

Was ich mir wünsche? Mehr Offenheit und Ehrlichkeit in dieser Welt. Und vielleicht, dass die, die sich anmaßen, hierfür Maßstäbe vorzugeben, diese auch vorleben. Es ist so leicht, Richtlinien für andere aufzustellen – aber unvergleichlich schwerer, diese auch für sich selbst glaubwürdig umzusetzen. Vor allem, wenn man nach all den Jahren und all den Konflikten praktisch „betriebsblind“ geworden ist.

Leitmotto der USA ist „In God We Trust“ – ich fürchte, in Anlehnung an eine bekannte Kaffeewerbung hält man sich zu oft an Petrus‘ (John Malkovich’s) Einlassung: „Maybe we could make an arrangement…“

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Ganz schön schattig!

Kaum glaublich, ich hab mal die Verbrauchsdaten unserer Heizung von vor einem Jahr und aktuell verglichen – das lässt ganz nett Rückschluss auf das damalige und heutige Wetter zu (letzteres sehen wir leider nur zu deutlich – buaaaah!). Irgendwie war’s letztes Jahr um die gleiche Zeit für ein paar Mark wärmer (nagut, für ein paar Euro, bevor ich hier als Skeptiker der Gemeinschaftswährung akquiriert werde).

Zu solchen Gelegenheiten überkommt mich mal wieder ein wenig das Heimwerkerfieber – nicht dass ich zuviel Langeweile, geschweige denn auch nur „Zeit“ (Hilfe, ich hab das schlimme Wort gesagt!) hätte, aber der „Baustellenflur“ wurde langsam doch extrem fußkalt. Also die alten, hässlichen 30er Jahre Fliesen mit ihrem kombinierten Überzug aus Kleberesten und Ausgleichsmasse mit jeweils 5mm Filz und 5mm Polystyrol-Platten abgedeckt – nun kann man hier, die Abwesenheit von Kunststoffallergien vorausgesetzt, sogar barfuss über den Flur stiefeln. Da der Abend noch jung ist, wäre nun die Schnellverlegung skandinavischen Billig-Laminats (ich muss nicht „Elch“ sagen um die Herkunft zu erläutern, oder?) angezeigt – doch leider sprachen die Unterlegplatten eine klare Sprache: 4,8qm Laminat reichen nicht, ich brauch noch ein Paket!

Weltuntergang ist anders, doch wird der Elan schlagartig eingebremst. Vielleicht ist es auch nicht dumm, denn mit Laminat wird’s wieder kühl am Fuß, andererseits wär’s nett ein paar Stolperfallen weniger zu haben. Naja, wenn’s sonst für nichts gut ist, kann ich wenigstens bei der Nachschubbeschaffung gleich noch die fehlenden Türschwellen und Kehlleisten organisieren.

Was mich darauf bringt, dass Herr Jauch gestern abend auch auf die Heimwerkernation Deutschland eingegangen ist – mit nicht durchweg schmeichelhaften Kommentaren aber dem Testergebnis, dass wir besser sind als unser Ruf. Also werd ich wohl meinen Allerwertesten in das unmöglichste aller Möbelhäuser schaffen, die Fehlteile besorgen und mein Image pflegen…

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Auf die Zunge beißen…

…musste ich mir vorhin beim Besuch einer bekannten Büroartikelmarkt-Filiale.

Eigentlich wollte ich nur ein paar harmlose Verbrauchsmaterialien erwerben, doch kam ich nicht umhin, ein wahres Verkaufsgenie und seinen nicht minder weltgewandten Kunden bei der Diskussion über mobile Internet-Endgeräte (a.k.a. Tablets) zu belauschen. Und was die zwei sich für einen fortgesetzt sinnfreien Kram in die eigene Tasche erfanden, da hätte ich am liebsten achtkantig verbal reingegrätscht.

Wie könnte es anders sein, der Kunde interessierte sich augenscheinlich für das auch dort angebotene iPad. Erste Frage (für den weiteren Gesprächsverlauf geradezu wegweisend): Ja wie bekomme ich denn da meine Daten drauf? Da brauche ich doch noch einen PC?

*MÖÖP* Leider verloren. Ein Tablet ist by Design kein kompletter Computerersatz – irgendein stationäres Gerät zum Datenabgleich sollte üblicherweise vorhanden sein. Schauen wir mal.

Genie: Jaa, Sie meinen sicher weil das iPad keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten bietet? Das sage ich ja auch immer – ein nettes Spielzeug, aber wenn es um Erweiterungen geht, wegwerfen und was Neues kaufen.

Als Chef dieses begabten Verkäufers, in dessen Laden besagtes Gerät in einer immerhin 699 € teuren Variante angeboten wird, müsste mir da spontan der Kamm schwellen – nicht nur, weil sich der Mitarbeiter offensichtlich nicht im entferntesten mit der angebotenen Ware auseinandergesetzt hat, sondern auch, weil er soeben den Tagesumsatz nachhaltig geschädigt hat. Aber er ist noch nicht fertig:

Kunde (offenbar ein echter Kenner): Naja, ich bin ja bei Apple-Produkten auch immer etwas skeptisch.

Glanzvorlage für das Genie: Jaaa, bei anderen Anbietern ist der Kunde König, bei Apple eher der Sklave. Wenn Sie etwas erweiterbares suchen, sollten Sie sich mal das neue Samsung Galaxy ( er meint das Galaxy-Tab, Anm. d. Red.) anschauen.

Kunde: Das Betriebssystem ist sicher Windows-ähnlicher?

Genie (Vorsicht, Krampfgefahr): Ja, das nennt sich An-droh-id. Das ist eine freie Software, dafür können Sie sogar selbst Programme schreiben…

Kunde: Und das ist dann erweiterbar?

Genie: Ja das hat dann USB, da können Sie alles anschließen.

Kunde: Und hat das irgendwelche Laufwerke? (Oh Schmerz!)

Genie: Da können Sie dann alle Ihre Laufwerke anschließen. (Na das will ich sehen…)

Die weiteren tiefgründigen und aus kultiviertem Halbwissen entsprungenen Ergüsse überspringe ich hier mal, denn die Pointe kommt ja noch:

Genie: …und das Ganze kostet dann nur die Hälfte und kann doppelt soviel. (Logisch, das deckt sich exakt mit meiner Marktkenntnis 😉 )

Kunde: Können Sie mir das mal vorführen?

Genie: Naja, das haben wir nicht da, aber da sollten Sie mal bei (Mobilfunkanbieter) fragen!

Hallo?!? Dieser Mann erzählt seinem Kunden vollendet unfundierten Dünnsinn über ein Gerät, das er verkaufen könnte, wenn er sich denn mal selbst damit befasst hätte, und schickt den Kunden dann auch noch zur Konkurrenz???

Ich maße mir nicht einmal an zu beurteilen, ob besagter Kunde mit dem einen oder anderen Gerät besser bedient wäre – ich schätze sogar, dieser Kunde ist noch nicht in der Tablett-Zielgruppe angekommen. Aber bei einem solchen Nichtverkaufsgespräch kriegt auch ein ausgewiesener Nichtvertriebler wie ich wahre Watussi-Hörner!

Schade, ich hatte mein iPad (mit dem ich das hier gerade schreibe) leider nicht dabei, sonst hätte es mir viel Spaß gemacht, ihnen die Fehler ihrer Wege in allen Farben des iOS 4.2 aufzuzeigen. Mein iPhone (das im Zuge des Gespräches auch sein Fett wegbekam) hatte ich am Mann, aber das hätte nicht soviel Spaß gemacht.

Ich will ja gar nicht behaupten, dass alles, was „mit Obst“ zu tun hat, per se der Weisheit letzter Schluss ist, aber es ist traurig, mit anzusehen, was manche Menschen unter kompetenter Beratung verstehen.

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Sauwetter…

Gut, dass es Mittagspausen gibt… ich bleib nämlich niemandem gern was schuldig.

Da klagte doch mein lieber Kollege André über die Eigenwilligkeiten seiner nicht mehr so ganz taufrischen Heizungsanlage, und ich hab mich hinreissen lassen, einen Blogpost zu unserer Lösung zu verfassen. Na dann will ich mal:

Wir schrieben das Jahr 2008 als sich im schon damals nicht gerade ausgesprochen milden Winter unsere alte Vaillant Niedertemperaturheizung mit dem Begehren meldete, mal Pause machen zu wollen. Klasse. Draussen kalt, drinnen kalt – ärgerlich. Der herbeigerufene Heizungsbauer fand einen spontanen Fehler in der Steuereinheit, die er für geradezu unglaublich günstige 450 Euro auswechseln wollte. Was zur Not noch okay gewesen wäre, wenn denn diese Steuerung den Fehler behoben hätte. Mitnichten. Zwei Tage später stellte sich dann heraus, dass die alte Steuerung völlig intakt war, lediglich der Außentemperaturfühler war komplett abgesoffen, weil ihn irgendein Volldepp mit der Kabelöffnung nach oben an die Aussenmauer geschraubt hatte. Kann ja nicht gut gehen.

Damit war das Vertrauen in besagten Heizungsbauer besiegelt, und da wir im gleichen Jahr zu einer gewissen Summe Geldes kamen (ist eine andere Geschichte) war dann mal Grundrenovierung angezeigt – nicht zuletzt auch, weil die alte Anlage im Frühjahr zu allem Überfluss noch anfing zu lecken!

Passenderweise lernten wir im selben Jahr einen – meiner Meinung nach – deutlich qualifizierteren Heizungsbauer kennen (Schöne Grüße 😉 ) und relativ schnell wurde klar, wir machen keine halben Sachen mehr. Gas musste es sein, Brennwert war das Mittel der Wahl, jetzt musste „nur noch“ das Design stimmen. (Übrigens ist heute Sauwetter, ich kann also nur mit Innenaufnahmen dienen – zumal die Mittagspause nicht ewig dauert)


Die Idee, die dann zur Umsetzung kam, war ebenso einfach wie genial: Das Niedertemperaturgehopse flog auf den Schrott, auf den es gehörte, und stattdessen gab es einen netten kompakten Wandhänger mit integriertem kleinem 40l-Schichtspeicher für Warmwasser. War auch höchste Zeit, denn unser nur 12 Jahre alter 200l-Speicher erfreute sich nicht unerheblichen Rostbefalls – von dem wegen des Kalkgehalts mitunter als „Flüssigbeton“ verschrieenen Wasser hier mal ganz zu schweigen. Übrigens war der alte Kessel zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt und wie ein anderer Installateur mal sagte: „Denken Sie mal dran, wieviele Autos Sie in der Zeit gehabt haben“… und die Dinger haben meist weniger Betriebsstunden auf dem Buckel.

Nagut. Der neue Brenner allein sollte es aber nicht sein – schließlich fraß uns der lokale Gasversorger schon reichlich die Haare vom Kopf. Da unser Haus eine nette Südwestlage hat, bot sich eine kombinierte Heizungs- und Warmwasser-Solaranlage an. Der Haken dabei: Wir wohnen im Altbau, mit knapp 175cm Deckenhöhe im Keller! Es gibt praktisch keinen modernen Solar-Schichtspeicher, der da stehend reinpassen würde – geschweige denn auch nur reingetragen und halbwegs aufgerichtet werden könnte.

Also eine nette Knobelaufgabe für unseren Handwerker. Fünf große Flachkollektoren auf’s Dach zu schmeissen ist bestenfalls etwas, was Muskelschmalz kostet. Aber wie kriegt man die Speicher eingebaut und die Ansteuerung gelöst? Kombinierte Konzepte für Heizungsunterstützung und Warmwasser gehen im Normalfall von 500-750l Schichtspeichern aus, mehr ist besser. Passt aber nicht rein.

Wenn man nicht schichten kann, muss man eben in die Breite gehen. Also bekamen wir statt eines direkt zwei Speicher eingebaut. Die passten mit je 300l prima in den Keller (auch wenn zum späteren Anodentausch jetzt nur noch Kettenanoden in Frage kommen, da die normalen noch ca. 1m Luft über dem Speicher erfordern würden – das wäre dann in etwa zwei Handbreit über dem Fußboden meines darüberliegenden Musikzimmers…). Einer dieser Speicher ist der Puffer für Warmwasser, der andere ist in den Heizungsrücklauf eingeschleift. Die Solarsteuerung sorgt dafür, dass verfügbare Solarwärme jeweils ideal auf diese Speicher aufgeteilt wird, wobei Warmwasser aus naheliegenden Gründen den Vorrang hat. Das zugrundeliegende Programm ist nicht so ganz trivial, weshalb kein Regler des Heizungsherstellers sondern ein Fremdgerät zum Einsatz kam. Macht aber nichts, das Ding ist dermaßen wartungsfrei dass es ruhig in der Ecke im Keller hängen darf.

Mittlerweile haben wir mit der besagten Anlage schon zwei Sommer hinter uns, in denen die Kollektoren fleißig „gepulvert“ haben. Im ersten Jahr hat sich unser monatlicher Gasabschlag durch Minderverbrauch und Preissenkung quasi halbiert (!), im aktuellen Jahr zog die Sache dann wieder an, was aber normal ist da eine komplette Haushälfte dazu kam und nun mit beheizt wird. Gibt schlimmeres…

Zwei Dinge seien noch erwähnt:

So ein Brennwert-Ding verursacht ein nicht geringes Aufkommen an Kondenswasser im doppelwandigen Kunststoff-Kaminzug. Das muss irgendwohin. Mangels Abfluss im Heizungskeller montierten wir eine kleine Pumpe mit ca. 15m Aquariumschlauch, durch die das Wasser bei Überschreiten einer gewissen Menge in die Waschküche befördert wird. Von der Nutzung desselben wird abgeraten weil es durchaus unangenehme Beimischungen enthalten kann (der Schlauch ist inzwischen leicht gelblich verfärbt – das muss ja woher kommen).

Und da es im Winter schonmal richtig kalt werden kann, haben wir uns noch einen kleinen „Smokey Joe“ gegönnt, der die Lastspitzen der Heizung in diesem Winter hoffentlich deutlich einkürzen wird. Ich werde zu berichten wissen.

Die beteiligten Handwerksbetriebe empfehle ich bei Bedarf in der Region gern weiter 😉

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Spießbürger und Spaßbremsen

Es ist schon seltsam, man möchte den Eindruck gewinnen, dass liebgewordene Traditionen oder angestammte Einrichtungen heutzutage nichts mehr wert sind, und grundsätzlich hinter dem Interesse Einzelner zurückzustehen haben.

So geschehen dieser Tage in meiner Wahlheimatstadt: Dort gibt es seit geschlagenen 47 Jahren ein Glockenspiel an der Hausfassade eines stadtbekannten Juweliergeschäfts, das jahrein-jahraus mit jahreszeitlich passend gewählten Weisen sechsmal am Tag die Stunde schlug. Schlug, richtig. Denn nun wurde es offenbar einer Anwohnerin zuviel. Sie führte Beschwerde über den Lärm, es wurde gemessen und tatsächlich wagten es besagte Glocken, die zulässige „Lärmbelästigungsgrenze“ um 2dB zu überschreiten.

Jeder, der sich mal ein wenig mit Immissionsschutzmessungen auseinandergesetzt hat, weiss zur Genüge, wie stark Ergebnisse solcher Messungen von den tagesaktuellen und örtlichen Gegebenheiten abhängig sind. Das ist aber nicht das Hauptproblem. Vielmehr ist es hier die fehlende Courage und das noch viel mehr fehlende Traditionsbewusstsein einer Stadtverwaltung, hier vielleicht einfach einmal Gesicht zu zeigen und nicht blind angesichts des erstbesten Messergebnisses vollendete Tatsachen zu schaffen – die da bedeuten, dass die Glocken fürderhin zu schweigen haben! Beeindruckend ist die Einräumung der Stadt, dass man „von sich aus nie aktiv geworden wäre“ – ist das jetzt eine Entschuldigung oder doch eher ein Armutszeugnis? Eigeninitiative gibt’s nicht? Hmm…

Zwar kenne ich die gute Frau nicht, die über besagten Lärm Klage führte. Auch vermag ich nicht zu beurteilen, welche Gespräche zwischen Stadt, Anwohnerin und Betreiber der „Lärmquelle“ geführt wurden. Ich wage aber zu behaupten, in erster Linie zu wenige.

Bottrop ist mit dieser Geschichte ja leider beileibe kein Einzelfall sondern nur einer, der mir zufällig gerade ins Auge sticht und mich auf dieses Thema bringt. Schon vor vielen Jahren erregte ein ähnlich gelagerter Fall viel Aufsehen in meiner alten Heimat Soest. Dort gab es einen seit vielen Jahren etablierten Biergarten einer Traditionsgaststätte, und nur auf Betreiben eines neu zugezogenen Anwohners wurde der Inhaber verdonnert, den Biergartenbetrieb zur besten Jahreszeit prinzipiell um 22:00h zu schließen – keine Option auf lärmmindernde Maßnahmen oder ähnliches, einfach Schließung. Auch das, und vor allem auch damals leider schon kein Einzelfall.

Es gab mal eine Zeit, da galten zwar auch schon Grenzwerte und gesetzliche Regelungen – es gab aber auch sowas wie ein Gewohnheitsrecht, und wenn eine bestimmte Sache nur lange genug etabliert war, hatte irgendein „Zugereister“ relativ schlechte Karten, daran irgendetwas ändern zu wollen. Wäre ja auch noch schöner. Wenn ich mir einen neuen Wohnsitz suchen würde (was ich Gott sei dank nicht vor habe), müsste ich mir doch auch denselben intensiv anschauen, was auch die Beurteilung der Umgebung (einschließlich potenzieller Belästigungsquellen) einschließt. Ziehe ich dann trotzdem ein, muss ich mit dem leben, was ich da vorfinde.

Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn ich in eine traditionsreiche deutsche Stadt mit z.B. historisch wertvollem Rathausglockenspiel ziehen würde, und wollte als Neubürger dasselbe stillegen lassen. Über die immer wieder aufkommenden Klagen gegen Kirchenglocken wollen wir da gar nicht nachdenken. Wo bitte ist dieses Land hingekommen?

Mindestens ebenso schlimm ist, dass ja sogar „Alteingesessene“ hervorragend in der Lage sind, spontanen Ärger durch völlige Ausblendung ihres Langzeitgedächtnisses (gesunden Menschenverstand schließe ich in diesem Kontext von vornherein aus) zu unterfüttern. So geschehen bei einem Kindergarten in einem Wohngebiet, an dem eine langjährige (und mittlerweile entsprechend betagte) Anwohnerin regelmäßig für Kopfschütteln sorgte, indem sie sich über spielende Kinder beschwerte. Wie diese überhaupt das Ärgernis schlechthin sein müssen – vor allem für diejenigen, deren Renten sie gelegentlich bezahlen sollen. Ausgesprochen ermutigend.

Ich kann es nicht vermeiden, auch hier wieder den Brückenschlag zur Migrantendebatte zu finden: Von unseren lieben Einwanderern erwartet jeder, die oben genannten Beschwerdeführer zweifelsfrei eingeschlossen, dass sie sich an unsere Gegeben- und Gepflogenheiten anpassen und uns als die, „die zuerst hier waren“, respektieren. Wenn aber ein „Nichtmigrant“ zuzieht und auf den Putz haut, knicken sofort alle verantwortlichen Stellen ein, denn – oh jemine – derjenige könnte ja vor Gericht ziehen und am Ende noch… recht bekommen! (Auf die Idee, dass auch Richter gelegentlich Traditionen und Gewohnheitsrechte erkennen und unterstützen, kommt in dem Zusammenhang scheinbar niemand) Ich frage mich gerade, ob ein Einwanderer in seinem deutschen Wohngebiet eine Chance hätte, gegen Kirchenglocken zu klagen? (Klagen könnte er, aber wohl nicht gewinnen). Den Gedanken des umgekehrten Falles mag ich nicht zu Ende führen…

Wobei – eigentlich ist unser System ja doch genial. Ich wohne seit 14 Jahren in Steinwurfweite einer vielbefahrenen Einfallstraße und – noch besser – der Autobahn. Wenn ich im Sommer auf der Terrasse sitze und der Wind steht günstig, würde ein Messgerät bestimmt hochinteressante Ergebnisse liefern. Warum fordere ich nicht einfach mal die Behörden auf, ein Tempolimit auf der Autobahn einzusetzen, die durch unsere Straße führende Bedarfsumleitung zu verlegen (und dabei gleich Tempo 30 und Radarkontrollen zu installieren) und auf der Einfallstraße die Grüne Welle so umzuschalten dass der Verkehr auf Kriechgeschwindigkeit runtergeht? Und weil’s soviel Spaß macht, müsste ich meinem Nachbarn noch Hühner- und Ziegenhaltung verbieten lassen damit auch richtig Ruhe herrscht. Bleibt dann nur noch das unerträgliche Gebrüll der Vögel…

Armes Deutschland!

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Mein Unwort des Jahres…

Da hat doch meine liebe Kollegin voll meinen Nerv getroffen mit ihrer Blog-Aktion „Unwort des Jahres“:

Sie wählte „Migrationshintergrund“, und das nicht von ungefähr, wo doch der erstaunlicherweise immer noch diesbezüglich auf Kreuzz.. – ähm – „Informationsveranstaltungen“ aktive Herr Sarrazin damit scheinbar dem sich selbst abschaffenden Volk/Land aus der vermeintlichen Seele gesprochen hat. Komisch nur, dass es mir schwerer und schwerer fällt, Menschen zu finden, die an seiner Argumentation irgendetwas sachliches entdecken können. Sollte ihm eines gelungen sein, dann sicher den Kunstbegriff „Migrationshintergrund“ final mit einem negativen Beigeschmack zu belegen.

Ich hätte mich auch spontan hinreißen lassen, besagtes Unwort zu unterstützen, wären da nicht noch ein paar andere Begriffe, die ich für vergleichbar qualifiziert halte. Schöne Kandidaten, die allerdings beinahe schon zeitlos oder aber jahresübergreifend sind, wären „Bankenrettung“, „Staatsbankrott“, besonders schön und geradezu eine Tautologie ist „Bad Bank“ und so richtig die Gemüter zum kochen bringen dürfte „Laufzeitverlängerung“. Eines aber ist ein wunderbares Wort, das unsere lieben Politiker nur allzugern in den Mund nehmen wenn sie die Argumente der Gegner gleich in Bausch und Bogen abbügeln wollen. Fast könnte man unserer ersten und wenn das so weitergeht einzigen Kanzlerin die Erfindung dieses Begriffs zuschreiben, denn er ist zu ihrem Lieblings-Totschlagargument geworden: Egal was für unpopuläre Entscheidungen anstehen, sie sind scheinbar grundsätzlich „alternativlos“. Bingo. (Oder wie ihr Vorgänger zu sagen pflegte: Basta!)

Eine alternativlose Hummel

Meine Entscheidung wurde spontan von einer kleinen Google-Recherche untermauert: 107.000 Treffer sind keine schlechte Quote für ein werdendes Unwort des Jahres. Es sind natürlich auch schon weniger häufig im Netz anzutreffende Begriffe zu Unwörtern gekürt worden – und das auch zu recht – aber die allgemeine Tendenz, dieses Wort extrem negativ aufzunehmen, ist schon beeindruckend. Fast möchte man Frau Merkel raten, sich diese Alternativlosigkeit wieder abzugewöhnen, denn erstens stellt sie eine ziemliche Sackgasse, wenn nicht gar ein selbstgebasteltes Armutszeugnis dar (ungefähr wie in: „XYZ ist alternativlos weil mir nichts mehr einfällt!“), und zweitens macht die Anwendung des Ausdrucks die damit kommunizierte Entscheidung schlagartig unbeliebt. Marketing Lektion Nr. 1: Wenn ich was verkaufen will, darf ich nicht versuchen, alle Alternativen schlecht zu reden, sondern muss herausstellen, was an meinem Produkt besonders toll ist. Ich mag ja nicht auf Frau Merkels persönlicher Vergangenheit rumreiten, aber die „Alternativlosigkeit“ hätte sie sich doch eigentlich zusammen mit 16 Millionen unserer Landsleute in den letzten 21 Jahren ausreichend abgewöhnt haben sollen. Aber vermutlich war auch das, was damals geschah, schon in sich alternativlos. Das wäre dann, von gewissen der Vergangenheit nachhängenden Betonköpfen mal abgesehen, ausnahmsweise ein positives Beispiel: Aus reiner Alternativlosigkeit schafft ein Volk seine Alternativlosigkeit ab. So gesehen fast eine sarrazinische Überschrift.

Aber natürlich halte ich meine Wahl nicht für alternativlos, deswegen lade auch ich alle Leser dieses Artikels ein, in ihrem Blog ihr Unwort des Jahres zu küren und auf andere gleichartige Beiträge zu verlinken. Meine Überzeugung, dass dabei noch viel Interessantes zu lesen sein wird, ist jedenfalls alternativlos 😉

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